Testung des Lungenkrebses

Wichtig vor der Therapie


So individuell wie wir Menschen sind auch Krankheitsverläufe und -ausprägungen – das gilt auch für Lungenkrebs. Jede Krebserkrankung unterscheidet sich von der anderen – wie auch Erkrankte sich vom anderen unterscheidet. Deshalb ist es wichtig, auch bei der Wahl der Therapie von Patient:in zu Patient:in, von Lungenkrebs zu Lungenkrebs, individuell zu entscheiden.

In den letzten Jahren hat sich in der Behandlung von Lungenkrebs einiges getan. Vor allem dank der Möglichkeiten der personalisierten Medizin haben sich die Prognosen für Erkrankte entscheidend verbessert. Bei der personalisierten Medizin geht es darum, nach der Diagnose für jede erkrankte Person die individuell bestmögliche Therapie zu finden. Dabei kann eine tumorbiologische Testung helfen.

Diese Testung soll sogenannte Biomarker nachweisen. Biomarker sind besondere Merkmale, die Krebszellen von gesunden Zellen unterscheiden und wichtige Informationen für die Therapieentscheidung liefern können. In der Regel wird eine tumorbiologische Testung mit einer Gewebeprobe durchgeführt. Ist eine Entnahme nicht möglich, kann auch eine sogenannte Flüssigbiopsie (Liquid Biopsie) vorgenommen werden. Dabei wird eine Blutprobe auf Genmaterial von zerstörten Tumorzellen untersucht. Allerdings können mit dieser Methode nicht alle unterschiedlichen Biomarker getestet werden.

attention

Frag dein Behandlungsteam nach deiner Diagnose deshalb unbedingt nach einer solchen Testung, um die für dich beste Therapie zu finden.

Mehr Informationen dazu findest du auf teste-deinen-lungenkrebs.de.

PD-L1 UND CO.

Die wichtigsten Biomarker

Bei Lungenkrebs gibt es unterschiedliche Biomarker, auf die du getestet werden kannst. Viele von ihnen sind genetische Veränderungen der Krebszellen, sie werden also in der Erbinformation des Tumors nachgewiesen. Andere Biomarker sind Eiweiße auf der Zelloberfläche. Sie kann man mit speziellen Farben unter dem Mikroskop sichtbar machen. Das Ergebnis dieser Testung kann darüber entscheiden, welche Therapieoptionen für dich infrage kommen. Zu den wichtigsten Biomarkern gehören die Folgenden:

PD-L1

PD-L1 (Programmed Death-Ligand 1) ist ein sogenannter Immun-Checkpoint – ein Kontrollpunkt des Immunsystems. Krebszellen können dieses Protein nutzen, um sich vor dem Immunsystem zu schützen und zu vermehren. Tragen die Krebszellen PD-L1 auf ihrer Oberfläche, dann können sie sich vor einem Angriff des Immunsystems verstecken. Neue Medikamente machen sich diesen Mechanismus zunutze. Sie blockieren PD-L1 und machen somit die Krebszellen wieder für das körpereigene Abwehrsystem angreifbar.

EGFR

EGFR ist eine englische Abkürzung und bedeutet übersetzt „epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor“. Normalerweise sind Wachstumsfaktoren erforderlich, damit der Rezeptor die Zellteilung auslöst. Genetische Veränderungen können allerdings dazu führen, dass der EGFR überaktiv wird. Die Folge: unkontrolliertes Zellwachstum. Diese Mutationen findet man häufiger bei Frauen und Nie-Rauchern. Eine EGFR-Mutation kommt insgesamt bei 10 bis 15 Prozent aller NSCLC-Patient:innen vor. Zielgerichtete Medikamente können die Aktivität von EGFR blockieren und so dem unkontrollierten Tumorwachstum entgegenwirken.

ALK

Bei Lungenkrebs kann es in den Tumorzellen zu einer Verschmelzung (Fusion) zweier Gene kommen. Eines dieser Gene ist die sogenannte anaplastische Lymphomkinase (ALK). Die Gen-Verschmelzung lässt Tumorzellen ungezügelt wachsen und kommt bei 3 bis 5 Prozent der NSCLC-Patient:innen vor. Insbesondere Nie-Raucher, Frauen und ältere Menschen haben einen Lungentumor mit dieser genetischen Veränderung.

ROS

Auch ROS ist an der Zellteilung gesunder Zellen beteiligt. Ähnlich wie ALK kann auch ROS Teil einer Gen-Fusion sein, wodurch es zu einer vermehrten Zellteilung kommt. Diese genetische Veränderung ist allerdings eher selten.

BRAF

BRAF ist ein Protein, das bei der Steuerung des normalen Zellwachstums und für das Überleben von Zellen eine wichtige Rolle spielt. Eine aktivierende Mutation von BRAF kann deshalb unter anderem zu unkontrolliertem Zellwachstum führen und somit zur Bildung von Tumoren beitragen. Zielgerichtete Medikamente können die Aktivität des Proteins blockieren und so das unkontrollierte Zellwachstum beeinträchtigen. Bei nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) kommt es jedoch nur bei weniger als 5 Prozent der erkrankten Personen zu Mutationen von BRAF.

NTRK

NTRK-Gene steuern die Entwicklung und Funktion unserer Nervenzellen. Mutieren diese Gene, kann das zu ungeplanten Verbindungen von Proteinen führen – sogenannten Fusionsproteinen. Diese Fusionsproteine können zu unkontrolliertem Zellwachstum führen und so krebsfördernd wirken. Mit zielgerichteten Medikamenten soll die Wirkung der Proteine blockiert werden. Auch bei NTRK-Genen ist eine Mutation bei nicht kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) eher selten.

NACH DER TESTUNG

Therapieoptionen bei Lungenkrebs

 

Zielgerichtete Therapie

Bei einer zielgerichteten Therapie werden z. B. das Wachstum, die Blutversorgung oder die Kommunikation des Tumors gehemmt. Sie wirkt hauptsächlich gegen die Krebszellen und weniger gegen die gesunden Zellen des Körpers und ist deshalb in der Regel besser verträglich als eine Chemotherapie.

Immuntherapie

Krebszellen verstecken sich mit sogenannten Checkpoints vor dem Immunsystem. Bei einer immunonkologischen Therapie werden diese Checkpoints blockiert, damit die körpereigenen Abwehrzellen den Krebs erkennen und angreifen können.

Chemotherapie

Die Chemotherapie ist die wohl bekannteste Form der Krebstherapie und wird auch bei Lungenkrebs häufig alleine oder in Kombination mit anderen Behandlungsformen angewandt. Eine Chemotherapie wirkt vor allem hemmend auf die Zellteilung und damit auf die Vermehrung der Krebszellen.

EINE TUMORBIOLOGISCHE TESTUNG IST ROUTINE – SPRICH DEIN Behandlungsteam DARAUF AN!

Wie läuft eine Testung ab?

 

 

Mehr Informationen zur Testung des Lungenkrebses findest du unter:

Teste deinen Lungenkrebs

 

Quellen

Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg; www.krebsinformationsdienst.de
Savas P et al.: Targeted therapy in lung cancer: IPASS and beyond, keeping abreast of the explosion of targeted therapies for lung cancer. J Thorac Dis 2013; 5(Suppl 5):S579-S592
Lungenkarzinom, nicht-kleinzellig (NSCLC). Leitlinie. hrsg. v. DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. Februar 2016
Hallberg B, Palmer RH: The role of the ALK receptor in cancer biology. Annals of Oncology 2016; 27(Suppl 3): iii4–iii15, 2016 doi:10.1093/annonc/mdw301
Ilie M et al.: Assessment of the PD-L1 status by immunohistochemistry: challenges and perspectives for therapeutic strategies in lung cancer patients. Virchows Arch 2016; 468(5):511-525
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Carderella S et al.: Clinical, Pathologic, and Biologic Features Associated With BRAF Mutations in Non-Small Cell Lung Cancer. Clin Cancer Res 2013; 19(16):4532–4540.
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